Boomaerts in Frankreich: „Möglichst viel Milch aus Raufutter, da brauchen wir starke Kühe!“

Die Bullenmutter MB Suella 2 (House-Rubicon-McCutchen) aus der Saturday-Familie bescherte Boomaerts schon viele Generationen von Bullenmüttern.

1999 zog das Ehepaar Marco und Anita Boomaerts von den Niederlanden nach Aurseulles in der Normandie und gründete dort einen eigenen Milchviehbetrieb. Sie starteten dabei wortwörtlich mit dem Notwendigsten. „Am Anfang hatten wir eine einzige abgekalbte Kuh. Unsere erste Lieferung an die Molkerei belief sich auf 50 Liter“, lacht Marco. Inzwischen ist viel passiert. Heute hält der Betrieb 135 Milch- und Zuchtkühe und ist zu einem wichtigen Genetiklieferanten geworden. Letztes Jahr gingen sieben Bullen in die Besamung und Sinatra-P, Rayban und Randy wurden bedeutende Bullenväter. Sie alle stammen aus florierenden Kuhfamilien von Boomaerts.

JAN BIERMA HAN HOPMAN

Manchmal hat man einfach Pech. So auch Familie Boomaerts und die Zuchtorganisation Synetics mit dem jungen Bullen Rubercy. 2022 hatte der junge Gigabyte-Sohn seinen Durchbruch als einer der höchsten französischen Vererber für Exterieur und notierte außerdem gute Zuchtwerte für Leistung und Fitness. Leider war der Bulle unfruchtbar und produzierte keine einzige Portion Sperma. Schade. „Aber zum Glück ist da noch die Familie, die jetzt ein neues Aushängeschild hat“, erklärt Marco. „Wir haben eine schöne, kürzlich abgekalbte Captivating-Tochter aus der Stantons Adorable-Tochter Marqabre VG-86, Rubercys Mutter, sowie ein Parfect-Kuh aus ihr.“

Wir möchten betonen, dass Topexterieur auf diesem Betrieb nicht oberste Priorität hat. Ganz und gar nicht: hier wird nüchterne No-Nonsense-Zucht betrieben. „Wir finden Zucht sehr wichtig“, erklärt Marco, „aber sie muss im Dienst der Rentabilität stehen. Darauf ist unser Zuchtziel ausgerichtet. Wir haben bei null angefangen, also wollen wir hier keine „Luxuszucht“. Wir möchten, dass unsere Kühe möglichst viel Milch aus Raufutter produzieren, da brauchen wir starke Kühe. Und deshalb suchen wir nach kompletten Bullen, von denen wir später zufriedene Töchter melken können. Wir wünschen uns produktive Kühe mit guten Inhaltsstoffen, genügend Kraft und Kondition, Resistenz gegen Acetonämie (denn wir füttern wenig Kraftfutter) und bester Klauengesundheit.“ Als wir Marco nach seinen meisteingesetzten Bullen fragen, erfahren wir, dass sie alle nicht in den Top-10 platziert sind. Lachend meint er: „Nein, ich fahre nicht blind auf die höchsten Zuchtwerte ab, weil ich auch in Zukunft beste Kühe melken möchte. Im Moment ist Klauengesundheit beispielsweise noch nicht Teil des französischen Gesamtzuchtwerts ISU. Aber die ist mir sehr wichtig. Und Leistung hat meiner Meinung nach zu wenig Gewicht im ISU, deshalb berücksichtige ich sie stärker. Nächstes Jahr wird der ISU allerdings zugunsten beider Merkmale angepasst; das freut mich sehr.“

SATURDAYS

Eine Familie, die perfekt zu Marcos Strategie passt, ist die von Sher-Est S-Wind Saturday. An der Basis dieser Linie, die 2006 dank eines Embryoimports der Zuchtorganisation Amélis (heute Teil von Synetics) auf den Betrieb kam, steht MB Shottle Summer VG-87. Sie geht über eine EX-90 Morty, eine Patron und eine Thor auf Saturday zurück. Die Saturday-Familie hat einen erstaunlichen Siegeszug an den Tag gelegt und ist heute mit einem Anteil von 60 % die mit Abstand größte Familie des Betriebs. Als wir über die Saturdays sprechen, kommt Marco noch einmal kurz auf sein Zuchtziel zurück: „Ja, ich will leistungsstarke Kühe, aber wenn das funktionieren soll, muss ein funktionales Exterieur dahinter stehen. Ich achte deshalb sehr stark auf Exterieur – nicht um eine Schausiegerin zu züchten, sondern um die Leistung zu unterstützen. Deshalb selektiere ich vor allem auf Beine, Kapazität, Euter und breite, abfallende Becken. Die Saturdays sind genau so gebaut. Sie haben ein breites, langes Becken, bewegen sich sehr gut und sind breit in der Front. Starke Kühe, die optimal hierher passen.“

Das stimmt, wie 60 % Saturdays in der Herde unschwer erkennen lassen. Außerdem erfüllt die Familie die Wünsche der Zuchtorganisation Synetics, die schon mehrere Bullen aus ihr gekauft hat. Vor zwei Jahren waren die Vollbrüder Randy und Rayban (heute mit 202 bzw. 194 gISU) Bullenväter bei Synetics. Sie sind Söhne des deutschen Bullen Complex (Cameron-Bestboss) aus Suella 2 VG-85, einer Tochter von Leaninghouse Helix (<HangTime) aus einer der besten Rubicon-Töchter Frankreichs, der inzwischen sieben Jahre alten Suella VG-86.

“Zucht steht im Dienst der Rentabilität”

STERNE

Auch wenn die Saturdays die größte Familie des Betriebs stellen, gibt es einen weiteren Stamm, der auch schon Zuchtbullen geliefert hat, und zwar die Digne-Linie. Eine wichtige Rolle in ihr spielt die Adlon-P-Tochter MB Digne 19 VG-85, die Mutter zweier aktueller Zuchtbullen: Sinatra-P (206 gISU, mit mehreren hohen gISU-Kälbern) und Sound-P (203 gISU). Beide sind Söhne von Westcoast Soundcloud (Outlast-Delta). Obwohl die Dignes schon seit mehreren Generationen im Stall Boomaerts präsent sind, gehen sie ursprünglich auf die Kanadierin La Presentation Digne EX zurück, die für ihre 32 Zuchtsterne bekannt ist. Die finden auch im französischen Betrieb Boomaerts Widerhall, denn eines der drei Tiere, die Boomaerts im Donorstall von Synetics stehen hat, ist Digne 30, eine Sanchez-P-Tochter mit 213 gISU und +4.0 Exterieur aus der Digne-Dynastie.

Soviel zur starken Jugend mit hohen Zuchtwerten. Aber wer ist die älteste Kuh im Stall? Marco lächelt und erzählt uns eine interessante Geschichte: „Eine der ersten Familien bei uns waren die Camis. Das fing mit einer O-Man-Tochter aus der US-Familie von Jeta Commotion Cupid an. Aus dieser O-Man hatten wir eine Planet-Tochter, die höchste Planet Frankreichs, aus der wir zuerst viele Embryonen verkauft haben und die dann nach Deutschland ging. Dort gewann sie einige Schauen - bemerkenswert für eine Planet aus einer O-Man! Aber mit dieser Planet haben wir auch das Bullenmutterniveau der Familie verkauft. Heute wird die Familie nicht mehr häufig gespült, so dass sie stetig kleiner wird, obwohl sie noch gut 10 % - 15 % der Herde ausmacht. Aber von den ältesten Kühen in unserem Stall stammen die meisten aus der Cami-Linie: sie sind langlebig, haben beste Euter und hohe Inhaltsstoffe.“

KRAFT

Sie konnten es oben lesen: der Betrieb Boomaerts entwickelte sich in 25 Jahren von einer völlig neuen Herde zu einem Stall, in dem es von Holsteintalenten nur so wimmelt. Und den Synetics gern besucht, um den Nachwuchs zu sondieren. Das Zuchtziel hat sich in all diesen Jahren nicht geändert: starke Kühe. Zum Schluss meint Marco: „Manchmal finde ich es lustig, wenn jemand über eine Kuh sagt, ihr fehle das letzte Fünkchen Stil und sie sei etwas zu rund. Dann denke ich, dass aber genau das die Stärke dieser Kuh ist: ein kräftiger, starker Rücken. Ich suche keinen Luxus, sondern Kraft.“ l

Boomaerts in Frankreich

Marco Boomaerts: „Die Saturday-Familie hat uns „No-Nonsense-Power“ gebracht.“

Betrieb in Aurseulles, eine halbe Stunde westlich von Caen Besitzer: Marco und Anita Boomaerts 145 ha LN: 50 ha Mais, 50 ha Getreide und Raps, 45 ha Grünland und Luzerne 135 Milch- und Zuchtkühe, 255 Tiere insgesamt Ration: je zur Hälfte Mais und Gras/Luzerne, ergänzt um Soja, Raps und Körnermais Leistung: 2x 11.200 kg 4,6 % 3,6 % Aktuelle Bullen: in schneller Abfolge (2/3 Synetics, 1/3 Import): Talun-P, Sitolo, Shakaponk, Torra, Parfect und Holysmoke